Sonntag, 15. März 2015

Die Story von der Arschenschaft

Da landeten einst 100 Schiffbrüchige auf einer zwar menschenleeren aber fruchtbaren Insel, mitten im großen Ozean; Männer und Frauen in besten Jahren.

Und während 80 Fleißige bald anfingen Häuser zu bauen und das Land zu bewirtschaften, lungerten 20 Faule lässig herum und warteten auf Rettung - die aber nie kommen sollte.

Als der Winter nahte, hatten nur die 80 Fleißigen eine warme Behausung errichtet und genügend Vorräte gesammelt. Groß ward der Neid bei den 20 Faulen, die allesamt in einer feuchten, kalten Höhle hausten und nichts hatten. Eine Lösung musste her: Sie gründeten das "Syndikat der Arschenschaft", traten für Gleichheit ein und gaben sich wichtige Funktionen.

So schufen die 20 Arschenschaftler ein Kommitee und verlosten unter sich die Posten eines Kommissar, eines Generals, eines Staatsanwalts, eines Richters und eines Pfaffen. Die restlichen 15 waren Soldaten und Polizisten. 

Für den Pfaffen aber legten alle frischgebackenen Amtsträger ein falsches Zeugnis ab: Er sei eigentlich ein Gesandter des Himmels dem allein es zu verdanken wäre, dass sie den Schiffbruch überlebt hätten.

Der Pfaffe fing an in die Häuser der Fleißigen zu gehen, um deren Hab und Gut zu segnen. Und so kam es, dass die Fleißigen auch anfingen beim Pfaffen zu beichten - um ein reines Gewissen zu bekommen und um den Himmel milde zu stimmen. Da war doch die Heimat so fern und die Taten schon längst verjährt - dachten sie. Und jedes Mal brachten sie dem Pfaffen auch Opfergaben in Form von Nahrungsmitteln mit - auf dass ihnen auch ja gut vergeben werde.

Noch gütlicher aber ließen sich die Funktionäre der Arschenschaft diese Opfergaben schmecken. Doch sie benötigten jetzt dringend auch warme Behausungen. Also verriet der Pfaffe dem Staatsanwalt alle gebeichteten Sünden, worauf dieser die Taten gewaltig aufbauschte und Strafbefehle ausstellte. Für so manchen Fleißigen ließen er und der Richter sogar Untersuchungshaft anordnen, worauf der Kommissar und der General zum ersten Mal was zu tun hatten auf der Insel.

Es kam zu Prozessen, und der Richter verurteilte nach und nach ein Viertel der Fleißigen zu langen Gefängnisstrafen. Der Kommissar trieb die Prozesskosten ein und pfändete das Eigentum der Verurteilten. Der General sperrte sie in die feuchte, kalte Höhle ein.

So wurden im Handumdrehen 20 fertige, warme Häuser frei, in die jetzt die faulen Funktionäre einzogen und reichlich Vorräte vorfanden. Diesen Tag deklarierten sie zum Nationalfeiertag. Eine Fahne der Arschenschaft wurde gebastelt und eine Vefassung aufgesetzt, die den 20 Staatsgründern legitime Macht auf Lebenszeit garantierte.

Von da an erhoben sie Steuern in Form von Naturalien beim Rest der noch freien Fleißigen - denn es galt doch einen tüchtigen Beamtenapparat zu unterhalten, der für Recht und Ordnung zu sorgen hatte. Soldaten, Polizisten und Steuereintreiber waren unterwegs.

Als die ausgebeuteten Restfleißigen aber kaum noch was abdrücken konnten, fingen die Funktionäre an, Muschelgeld herzustellen. Dafür brannten sie den Siegelring des Kommissars auf diverse Muscheln ein. Die "Bank der Arschenschaft" wurde zeremoniell eingeweiht. Und als versöhnende Geste der Großzügigkeit wurden alle Gefangenen auf Bewährung frei gelassen. Alle noch nicht Enteigneten bekamen sogar einen 10%-Zins-Kredit für ihre Felder. Groß war die Freude auf der Insel!

Von da an prägten die 20 schlauen Faulen das begehrte Muschelgeld wie sie grad lustig waren und konnten sich alles dafür kaufen von den Fleißigen. Diese wiederum lobten den Himmel dafür, gute Währung zu bekommen für die harte Arbeit auf den Feldern der Insel. Dass diese Felder bald allesamt der Arschenschaft gehörten, machte ihnen nichts mehr aus - denn der Pfaffe predigte doch, Reichtum sei eine Bürde - und eher ginge ein Kamel durchs Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel käme.