Sonntag, 5. Februar 2012

FASCHING / KARNEVAL / FASTNACHT


Es ist Narrenzeit und viele denken, sie müssen nun unbedingt auf "lustig" machen - vor allem die Internet-Nerds und Hedonisten, welche ja immer eine Maske tragen im Schutze ihrer Anonymität - jedoch nicht wissend, dass es gar keine Anonymität mehr gibt. Big Brother sieht und weiß alles. Die Internet-Anonymität ist lediglich der Köder, um heimtückische Typen aus der Reserve zu locken. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Fasching haben wir - everybody ist "facing" himself.  

Verkleidet und maskiert hat jeder einmal im Jahr Gelegenheit die Sau rauszulassen und unter dem geglaubten Schutze der Anonymität, sein wahres ICH zu präsentieren - seine tiefste Gesinnung zu äußern, seinen Frust ungebremst loszulassen- anderen Weh zu tun, sich zu Rächen, Böses heimzuzhahlen. Alles unterm Schirm des Lustigen -  und keiner erkennt ihn?!


Die Narrenzeit ist das Überdruckventil einer kochenden Seele - sie endet im Karneval, Fastnacht oder Fasching - und gipfeln tut sie eine ganze Woche lang, beginnend mit der Weiberfasnet bis zum Aschermittwoch. In Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude wird die seelische Finsternis und der Kummer rausgejuxt - meist auf Kosten anderer und sozusagen auf Teufelkommraus. Wer an Weihnachten noch üppig Geschenke verteilt hat, rafft und raubt sich jetzt zurück, was er glaubt dass es ihm geschuldet wird. Und keiner ruft die Gendarmen, denn es tut der Sühne zur Genüge, wenn man sich nachher Asche auf's Haupt streut.

Diese Bräuche haben sich in den zahlreichen Karnevals-, Fastnachts- und Faschingshochburgen seit heidnischen Urzeiten erhalten und lokalspezifisch weiterentwickelt. Ihren Ursprung haben diese Bräuche in einer christianisierten Form der heidnischen Winteraustreibung, wobei heuer alles der Fastenzeit vor der Jesusauferstehung entgegen läuft. Weitere wichtige Einflüsse sind die Narretei, Lokalpatriotismus und die Verhöhnung mittels Büttenreden.

Volksetymologisch wird das Wort Fastnacht oft an das althochdeutsche -"Fasta" Fastenzeit, und "Naht" Nacht, Vorabend - angeschlossen und angegeben, der Name bezeichne ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert auch die Woche davor. Eine andere Volksetymologie stellt eine Verbindung zum Wort „Fass“ her. Der Vergleich der Dialektwörter ergibt jedoch eine gemeinsame Wortform der Gestalt "Fasanaht", die diese Interpretationen widerlegt. Die Bedeutung des Vorderglieds fasa steht für reinigen, läutern, fasten.

In den uralten Kulturen Europas aber war gerade das Winterende im Monat "Hornung" eine sehr kritische Zeit. Die Menschen hatten ihre Vorräte aufgebraucht und vertrieben ihren nagenden Hunger indem sie natürliche Drogen, haluzinogene Stoffe aus getrockneten Pilzen, Kräutern und Wurzeln zu sich nahmen. Die Rationalität, Moral und der Verstand wichen, und jeder faselte nur noch wirres Zeugs umher. Jegliche Hemmungen und Anstände entwichen - man gab sich ungezwungen, so wie man in Wirklichkeit gestrickt war. Aber kaum einem fiel das auf, weil eben alle High waren.

Das Wort Fasching taucht im Hochdeutschen bereits ab dem 13. Jahrhundert zunächst in den Formen vaschanc und vaschang auf. Etymologisch leitet sich Fasching, Vaschang vom „Fastenschank“ her - dem Ausschank von natürlichen Drogen. Facing (Verkleiden) aber ist wohl die eheste Quelle.

Das Wort Karneval stammt aus dem vorchristlichen Rom und kommt von "Carrus Navalis" dem "Schiffskarren" - ein Schiff auf Rädern, dass nun umgekehrt wie der Sonnenkarren auf dem Schiff von Sonnenuntergang über das Meer der Nacht zum Sonnenaufgang gerudert wurde. Die verkehrte Symbiose wurde zum Narrenschiff, zum  Zeichen, dass das ganze Dasein eigentlich verrückt sei und dass man die Ernstheit des Lebens nicht übertreiben solle. Der Vatikan aber will "Karneval" von "Carne valus" abgeleitet sehen: "Fleisch Adee".

Die Abläufe des närrischen Treibens sind: Weiberfastnacht über den Nelkensamstag, Tulpensonntag, Rosenmontag bis zum Fastnachtsdienstag, auch Veilchendienstag genannt. Dabei gibt es insbesondere am Rosenmontag entsprechende Umzüge - wobei sich Rosen ursprünglich nicht auf die Blume, sondern auf das Verb rasen bezog. Anderen Interpretationen zufolge verdankt der Rosenmontag seinen Namen dem vierten Fastensonntag, dem Rosensonntag. 


Historisches aus der Christenzeit:

Der Vatikan hat auf dem Konzil von Nicäa 325 den Ostertermin auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt - Papst Gregor der Große hat um 600 die vorgelagerte vierzigtätige Fastenzeit begründet.
Je nach Frühlingsvollmond zwischen 28 und 63 Tage dauernde Zeit zwischen Epiphanie (6. Januar) und Aschermittwoch (4. Februar bis 10. März), vor heuer zwischen Lichtmeß (2. Februar) und Aschermittwoch und insbesondere die Woche vor dem Aschermittwoch, dem 40-tägigen Fasten Jesu in der Wüste gedacht (wo ihm der Teufel begegnete und versuchte ihn zu verführen).

Zählt man nun von Ostern aus 40 Tage zurück, ergibt sich als Beginn der Fastenzeit der Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern "Dominicia Quadragesima" oder "Invocavit" - auch "Funkensonntag" genannt - woher der eigentliche Name "Funkemariechen" abgeleitet ist.
Der Montag nach diesem 6. Sonntag vor Ostern war diee eigentliche "Fastnacht" (aktuell noch in Basel, im badischen Markgräflerland greifen - allgemein im Allemannischen.
Das Konzil von Benevent im Jahre 1097 hat dann die Sonntage als Gedächtnistage der Auferstehung Jesu von der Fastenzeit ausgeschlossen, sodass der Beginn der Fastenzeit um 6 Tage vorrückte - somit ist die Narrenzeit zu "Aschermittwoch" beendet.
Konsilskanon: "... kein Laie nach dem Aschermittwoch wagen solle, Fleisch zu essen". Stattdessen solle man sich als Zeichen der Reue, Asche aufs Haupt streuen:"Einascherln".
Der 7. Sonntag vor Ostern hieß dann konsequenterweise auch "dominicia quinquagesima".
Diese "Neuerung" führte zu einer Unterscheidung zwischen der "Herrenfastnacht" und der "Bauernfastnacht".
 Die Konkurrenz zwischen den beiden Terminen bezeugt, die "auf den Freitag vor der alten Fastnacht", auf die "rechte" oder auf die "Pfaffenfastnacht" datiert worden sind. Mit letzterem Begriff wird darauf angespielt, dass vor allem die Kleriker "Pfaffen", diesen Termin durchzusetzen versuchten.