Mittwoch, 30. November 2011

WAHRE TREUE

Weihnachten steht vor der Tür. Der Menschen Wesen geht jetzt über in die Zeit der Besinnlichkeit, und sie gedenken dem kleinen Heiland der da einst als Halbgott geboren, in einer Krippe lag - er war umgeben von Kühen, Schafen, Eseln und Ochsen. Und siehe, auch heute nach 2011 Jahren, hat er immer noch dieselbe treue Fangemeinschaft um sich - denn selig sind die Geistigarmen.
Halleluja!

Dienstag, 8. November 2011

Teufelsrevoluzzer.

Ich weiß nur, dass ich während der ägyptischen Revolte 2011 gestürzt bin und mich am Kopf verletzt habe. Nun liege ich in diesem geheimnisvollen Raum, bin frisch verbunden und jemand  sitzt an meinem Bett.
Da fragt mich doch glatt die vermummte Person: "John, wie kann jemand nur soviel irres Zeugs schreiben, wie du?"
Ich antworte promt: "Ganz einfach, indem er so verrückt lebt wie ich."
Die Person grinst vielwissend unter dem Schleier. "Nee, John - du hast schon richtig verstanden..."
Ich blicke sie leicht genervt an. "Es geht auch noch schlimmer...", raune ich. Das Wort Irre ärgert mich ein bisschen. Seit wann nennt man Fantastisch oder Genial, Irre?
"Und, kommt das einfach so über dich?", will die Person weiter wissen. Es klingt, als befrage sie grad einen gefährlichen Triebtäter. "Oder zermürbst du dir wirklich nur das Hirn und melkst es aus, wie eine Pusteblume? Einfach so?"
Pusteblume war gut. Manneyh, die macht Vergleiche, denk ich mir - die ist ja noch viel scheppser als  ich. "Was genau willst du wissen?"
"Alles, John. Alles!"
"Des kannst vergessen. Nix mehr sag ich dir! Und schon gar nicht, dass ich diese ganze Fehlentwicklung im Islam für eine traurige Menschenverblödung halte."
"Musst du aber!"
"Hab ich doch grad!"
Die Person bleibt hartnäckig. "Aber sie wollen ALLES wissen - sie wollen endlich die Gründe kennen, wieso du sie entlarvt hast und wieso jetzt im Herbst nach dem Islamischen Frühling, wieder Millionen von Moslems auf die Straßen gehn und nun auch den neuen Machthabern den Garaus machen wollen."
"Na, du bist gut... Tja, weil ich Augen im Kopf habe und eine visionäre Gabe, vielleicht?! Oder weil ich früher Karl May gelesen habe, und jetzt genau weiß, wie Hadschi Halef Omar tickt?!" Vonwegen Irre. "Ja, das ist der Grund", erkläre ich ihr. "Ich sehe die Dinge aus einer ganz anderen Perspektive und verklicke somit dem Volk die durchschaute Verblödungs-Strategie der eigentlichen Strippenzieher und Welt-Machthaber. Die islamischen Völker wurden einmal mehr für dumm verkauft!"
"Sind sie das?", fragte die Person im Anflug einer Erleuchtung.
"Sie springen über's Messer - sie glauben dass sie auf der Schneide des Ruhms säßen: On the Edge of Glory! Aber es kommt noch schlimmer: Sie sitzen auf der Spitze eines Bajonetts. Bald stürzen sie voll hinein - sie sind grad dabei, sich selber aufzuspießen.
"Du bist tatsächlich verrückt!", stellt die Person fest. "Aber gerade das wird wahrscheinlich dein Leben retten."
Die Person lockert ihre Burka. Zwei wunderschöne Augen mustern mich. Sie ist also eine Frau - eine Frau mit verrauchter, tiefer Stimme. Und unterm Gebetsmantel ist sicherlich nur nackte Haut mit Zeichnungen aus Henna.
"Ja, die Machthaber!", verlautet die weibliche Person, wohlwissend dass ich jetzt ihr Geschlecht kenne.
"Und?"
"Wer sind denn diese bösen Machthaber in deinen Augen?", will sie wissen.
"Na die umzingelten Lüge-Politiker, Öl-Manager und Roulette-Bänker! Die Zocker, Wettenmacher, Börsianer, Spekulanten, Berufs-Profitöre! Die, die sich jetzt alle da oben in der großen Pyramide verschanzt haben und um ihr Leben bangen!"
Ich werde plötzlich aus engen Augenschlitzen gemustert. "Und was genau wird geschehn mit ihnen?", fragt sie lauernd.
"Na was schon? Das Volk hat die Pyramide untertunnelt und Unmengen von Dyanmit drunter gelagert. Um Punkt Zwölfe Mitternachts gehen sie dann alle hoch."
Die Person ist geschockt. Sie blickt auf die Wanduhr und dann wieder zu mir. "Und das alles hast du in die Wege geleitet?"
"So ziemlich", sage ich mit latent aufkommendem Stolz.
Ich blicke mich um und stelle jetzt erst fest, dass ich in einer Hab-mich-Lieb-Jacke stecke. Das ärgert mich. Wut kommt in mir auf: "Lass mich sofort wieder los!", fordere ich.
Die Person verneint mit dem Kopf. Sie holt einen Rosenkranz aus der Tasche und beginnt laut das Ave Maria zu beten.
Mir wird nun doppelt unheimlich. "Du bist gar keine Muslima?", stelle ich fragend fest.
Sie nickt.
"Und wer bist du nun? Und wo bitte, bin ich selber hier rüberhaupt?", frage ich energisch.
Die Person macht Ernst und betet weiter. Sie deutet mit dem Kinn zur Wanduhr. Ich schau hin: es ist 30 Sekunden vor Punkt Zwölf Uhr Mitternachts.
Wie ein Geistesfunke zieht die bittere Erkenntnis durch mich. "Ihr habt... mich... also...in die große Pyramide ... gebracht?"
Schönauge unterbricht ihr Gebet und grinst hämisch. "Ja, John - du wirst mit uns sterben, wie du gerade angekündigt hast - durch die Energie, welche deine Leute unter die Pyramide montiert haben. In wenigen Sekunden sind wir dann alle tot. Du auch! Aber WIR werden alle zu Jesus Christus und Jungfrau Maria gebeamt. Nur du nicht!"
"Wieso denn das?", frag ich mit aufkommender Angst."Jesus und Maria sind doch nur ein Plagiat von Horus und Isis?!"
Die weibliche Person lässt alle Hüllen fallen. Splitternackt hält sie den Rosenkranz hoch. "Liebeskugeln", sagt sie und warnt: "Die anderen verfolgen unser Gespräch mit, und wissen jetzt, dass sie sterben müssen. Wir alle beten jetzt den Rosenkranz. Du aber nicht!"
Ich starre auf die Uhr. Nur noch 10 Sekunden bis zum großen Knall. Ich bin verwirrt - ich wurde ausgetrixt., doppelt und dreifach. Meine Revolution will mich jetzt mit meinen eigenen Waffen schlagen. Ich fühle mich im Stich gelassen - verraten und verkauft. Ich werde urplötzlich gläubig. "Verdammt noch mal, dann schmeiß mir doch auch 'nen Rosenkranz rüber."
Es ist Fünf Sekunden vor Zwölf. Die Göttin setzt ihr überlegenstes Grinsen auf. Sie reißt ihren Rosenkranz entzwei und wirft mir die eine Hälfte zu. "Fang!", ruft sie.
Drei vor Zwölf. Ich stecke in der Zwangsjacke und kann meine letzte himmlische Rettung nicht ergreifen. Die Perlen prallen an meiner Brust ab und fallen zu Boden.
Ich schau aus geweiteten Augen auf die Wanduhr. Gerade in diesem Augenblick erreicht auch der Sekundenzeiger die anderen beiden auf der Zwölf. Es kracht und donnert gewaltig. Ich sehe die Mauern auf mich zufliegen. Im nächsten Augenblick bin ich tot.
Und dann sehe ich alle anderen Getöteten mit mir ins Totenreich schweben. Aber ihre losen Arme behindern sie irgendwie am Eindringen in den Paradies-Tunnel - sie verfangen sich in den Dornen darinnen und bleiben verzweifelt hängen - so nahe am Ziel. Ihre Dornenkränze reißen, und überall schwirren Kugeln durch die Lüfte.

Nur ich kann mich nicht verheddern, da ich noch immer in der Zwangsjacke stecke. Und siehe, ich  werde von einem Sog durch den Tunnel getrieben und erlange das Himmelreich - gerade ich, der Revoluzzer des Teufels. Ich erkenne: der himmlische Tisch ist angerichtet - das Abmähen der Seligen und Heiligen könnte eigentlich beginnen ... sobald mich nur ein erbarmender Christ aus der Zwangsjacke befreit.

Samstag, 5. November 2011

Sandfrauchen

Sie ist der Südwind und spürt im Nabel den Flügelschlag des weißen Schmetterlings. Wie aus dem Nichts taucht sie auf und weht geheimnisvoll durchs frostige Land. Sanft fährt sie mit ihren Händen über die Brüste und erweckt die Knospen des noch schlummernden Frühlings - und siehe er sprießt aus ihren Adern, weil er tief im Herzen wurzelt. Ein Lächeln geht über ihre Lippen und sie dreht sich nackt im Kreise - lasziv versucht sie die eigenen Haare im Wirbeldreh zu erhaschen. Sie zwinkert mir zu, lacht auf, streckt die Arme weit von sich und richtet ihren Körper posenartig unterm Himmel auf.

So verharrt sie ein Weile, bis die Kastanietten aus dem Baumwipfel erklingen. Sie schmunzelt lüstern - Leidenschaft dringt aus ihren Poren. Sinnlich fahren ihre Hände über die Hüften, streicheln sanft über'n Venushügel und berühren mit dem einen Finger den Punkt um den sich alles dreht. Ein lüstener Blitz geht durch den aufgereizten Körper, ein frivoler Gedanke zischt kometenhaft durch ihren Blick. Ein Gedanke wie Wasserfeuer, ein Hauch von Morgentau geht um sie rum, und sie tanzt und tanzt zum warmen Sommer hin: durch den Schnee, durch das Eis, bis tief in die Glut des geborstenen Steines hinein.

Die Magierin wiegt und biegt sich wie ein unerfüllter Trieb, Sternenstaub weht um sie herum. Galaktisches Licht aus Funken fällt - es damft und zischt und weg ist sie. Und es bleibt nur noch der Sommerwind der heimlich um den Winter zieht und flüstert leise: ich bin's gewesen, ich werd es wieder sein - ich bin das Himmelswesen, ich allein, die Mädchenfrau aus windgem Sonnenschein! Ich bin die Magierin aus deinen Sinnen - ich bin dein Sandfrauchen, das mit den niedlichen Hörnlein, welches dir bunte Träume über'n Schlaf streut.